14.02.09

Organspender gesucht · Teil II
In Schottland und in den
Niederlanden: engagiert, emotional
und äusserst erfolgreich.


Schottland:

Der von der renommierten schottischen Werbe- und Medienagentur → «The Union Advertising Agency» kreierte TV-Spot «Kill Jill» (der Titel lehnt sich an das filmische Gewalt-Epos «Kill Bill» von Quentin Tarantino an) hat 2008 in Schottland zu beträchtlichem Aufruhr geführt. Bei der britischen Werbeaufsichtsbehörde ASA («Advertising Standards Autority») gingen mehrere Klagen ein, und die schottische Regierung wurde aufgefordert, den Spot zu verbieten. Das Gesicht des Mädchens namens Jill hat sich den Schotten jedoch eingeprägt:

Off-Stimme, übersetzt: «Möchten Sie es Ihren Organen erlauben, ein Leben zu retten? Sie haben 20 Sekunden, um dies zu entscheiden. — Jill killen, Ja oder Nein? Falls Nein: Registrieren Sie sich und retten Sie ein Leben!»

Die ASA verfügte lediglich, dass dieser Spot nicht in Kinderprogrammen gezeigt werden dürfe, um die kleinen Zuschauer nicht zu verschrecken. Und die schottische Regierung zeigte Rückgrat, indem sie das umstrittene Mittel mit dem vornehmen Zweck heiligte: 108’000 Spenderinnen und Spender aus Schottland hätten sich nämlich ins zentrale britische Spendenregister eingetragen (etwas, das der Schweiz übrigens fehlt), womit die Spendeneinträge aus dem restlichen Grossbritannien gleich um 300% übertroffen worden seien.

Niederlande:

Entrüstung gab es 2007 auch in den Niederlanden schon bei der Ankündigung dieser «Reality Show» durch den TV-Sender BNN: Drei nierenkranke Menschen zwischen 18 und 40 Jahren würden auftreten und auf die Spendenorgane der 37-jährigen unheilbar krebskranken Lisa hoffen, die nicht mehr lange zu leben habe. Wer von den dreien Lisas Nieren bekommen solle, würden die Zuschauer entscheiden und könnten am Ende der Sendung per SMS darüber abstimmen.

Noch bevor diese Sendung ausgestrahlt wurde, musste sich bereits das niederländische Parlament damit befassen; und eine gerichtliche Verbotsklage wurde abgewiesen.

1,2 Millionen Menschen haben sich die Show dann angesehen (N.B.: zweitbeste BNN-Einschaltquote aller Zeiten!) – die aber ein Bluff war, wie erst kurz vor Schluss klargestellt wurde:
Das Ganze war inszeniert. Zwar waren die drei Patientinnen und Patienten tatsächlich nierenkrank, wussten aber, worum es bei der Show ging, nur die angeblich krebskranke Lisa war eine kerngesunde Schauspielerin. Aber schon während der Sendung hatten sich 12’000 Menschen an eine Spendennummer gewandt, um sich als Organspender anzumelden.

Obwohl es auch hier aus konservativen Kreisen Kritik hagelte, lobten die niederländische Regierung und der Verband der niederländischen Nierenpatienten die aussergewöhnliche Sendung, weil es ihr gelungen sei, der Bevölkerung das Problem hautnah aufzuzeigen.

Fazit:

Für Schweizer Verhältnisse sind das schottische und das niederländische Beispiel wahrscheinlich doch etwas zu heftig. Dennoch könnten das Bundesamt für Gesundheit und Swisstransplant emotionaler und damit entschieden wirkungsvoller kommunizieren. Statt auf die Plakatwände dröge Gesetzestexte und geheimnisvolle Botschaften zu kleben – nur so als Ideen-Skizze (wenn es denn schon Plakate sein sollen):

Ins Bild klicken, um es vergrössert zu sehen.

P.S.
Filou trägt natürlich eine Organspenden-Karte auf sich. Und dies nicht erst seit gestern.